Die Bounce Rate (auch „Absprungrate“ genannt) ist ein sehr wichtiger Faktor innerhalb der mehr als 200 (bekannten) Rankingfaktoren, die Google für die Bewertung einer Website heranzieht. Sie ist nicht allein entscheidend und wenn alle anderen Rankingfaktoren minderwertig sind, kann auch mit exzellenter Bounce Rate trotzdem kein gutes Ranking erzielt werden. Die Bounce Rate aber ist deswegen so interessant, weil sie direkt etwas über die Qualität des Inhalts einer Website aussagt: Das ist logisch, denn wenn jemand eine Seite nur kurz besucht, um dann sofort wieder „abzuspringen“, hat er oder sie offensichtlich nicht gefunden, wonach er oder sie gesucht hat. Doch wie kann man genau das vermeiden? Wie sorgst du dafür, dass die Bounce Rate deiner Website möglichst niedrig ist? Der folgende Leitfaden erklärt dir, was du tun (und lassen) musst:
User sollen mehr als eine Seite konsumieren
Google selbst definiert die Bounce Rate vereinfacht als Anteil der Besucher, die nur eine einzige Seite eines Angebots im Web betrachten und dann wieder verschwinden. Das kann natürlich nicht im Sinne des Betreibers einer Website sein, denn mehr als eine Seite sollte es schon sein, die sich das Publikum anschaut.
Wenn ein User wirklich nur eine Seite anschaut und dann wieder abspringt, gibt es in der Regel zwei Gründe. Entweder hat die Person nicht das gefunden, wonach sie gesucht hat oder die Website war zu kompliziert und nicht einfach zu benutzen.
Beides ungünstige Fälle, bei denen Handlungsbedarf besteht. Ganz unabhängig von Google und der dortigen Bewertung ist es einfach nicht schön, wenn die menschlichen User von einer Website „enttäuscht“ werden – ganz gleich, weil sie sie nun nicht bedienen können oder weil sie inhaltlich mangelhaft ist.
Bounce Rate ist nicht gleich Bounce Rate
Auf Dauer lässt sich so keine Website aufbauen, die qualitativ hochwertig ist, die aus dieser Qualität heraus wächst und die so immer neue User anzieht. Um jetzt aber die Bounce Rate nach unten zu optimieren, muss man sich zunächst anschauen, in welchem Umfeld man sich überhaupt bewegt – die „Gattung“ der eigenen Website ist extrem wichtig.
Bounce Rate ist nicht gleich Bounce Rate! Je nachdem, wie eine Website aufgebaut ist, zu welchem Genre sie gehört und was dort hauptsächlich vorgestellt wird, bewegt sich die Bounce Rate in verschiedenen Bandbreiten.
So hat der typische Blog eine Bounce Rate zwischen 70 und 98 Prozent, bei einer Landing Page sind es in der Regel zwischen 70 und 90 Prozent. Seiten mit viel Inhalt kommen auf eine Bounce Rate zwischen 40 und 60 Prozent und Websites, die mit Service-Themen oder zum Beispiel auch Ratgebern arbeiten, liegen bei 10 bis 30 Prozent.
Schnelle Infos oder ausführlicher Ratgeber?
Nicht jede Website ist also gleich. So ist die Bounce Rate bei Blogs deswegen oft so hoch, weil sich die Leserinnen und Leser des Blogs über einen neuen Artikel informieren wollen und ihn lesen. Da der „Wissensdurst“ dann aber zunächst gestillt ist, zieht man weiter und schenkt anderen Artikeln keine Beachtung.
Seiten mit vielen aktuellen Nachrichten haben dieses Problem ebenfalls und das leuchtet ein: Wenn ich via Google nach einer aktuellen News aus dem derzeitigen Weltgeschehen suche und eine entsprechende Website finde, dann lese ich den Artikel und bin im Bilde – kein Grund also, noch weitere Seiten des aktuellen Angebots zu besuchen.
So habe ich also nur eine Seite besucht und bin dann wieder weg, die Bounce Rate steigt an. Will ich mich aber umfangreich informieren, dann suche ich für gewöhnlich nicht nach schnellen News, sondern nach einer Website, die mir zu vielen Fragen passende Antworten liefert – eine klassische Ratgeber-Seite also, auf der ich mir deutlich mehr als nur eine einzelne Seite anschaue, bevor ich weiterziehe.
Google steht auf niedrige Bounce Rates
Die Reduzierung der Bounce Rate ist allerdings unabhängig von solchen Faktoren zu sehen – es ist wichtig zu wissen, warum man mit einem Blog zum Beispiel schwer einen Wert von 10 Prozent erreichen kann. Dennoch sollte man versuchen, die Bounce Rate möglichst weit zu senken.
Für Google ist auch eine Senkung von 70 auf 60 Prozent ein positives Signal und unabhängig von den menschlichen Besuchern ist das ja einer der Gründe, warum man sich die Mühe überhaupt macht. Einer der wichtigsten Schlüssel für eine solche Reduzierung der Bounce Rate ist und bleibt dabei die „Gebrauchstauglichkeit“.
Wer dieses umständliche Wort nun nicht sofort einordnen kann… es ist einfach nur die deutsche Übersetzung für Usability! Usability ist extrem wichtig und viele Website kranken genau daran, dass sie vielleicht sogar gute Inhalte haben, nicht aber über ein passendes Design und Layout verfügen, dass es den Usern ermöglicht, den Content auch einfach, schnell und leicht zu erfassen.
Optimierung von Usability und Content
Ein guter Kontrast bei den auf einer Website genutzten Farben kann die Bounce Rate entscheidend senken, gleiches gilt für Schriften, denn die dürfen nicht zu klein sein. Eine ebenfalls große Überschrift auf jeder Seite macht schnell deutlich, worum es auf der betreffenden Seite geht.
White Space in ansprechendem Umfang sorgt für aufgelockerte Websites, sinnvolle Strukturen im Text mit Absätzen und Zwischenüberschriften erleichtern das Lesen. Auch hochwertige Bilder und Grafiken sorgen dafür, dass die Bounce Rate sinkt.
Letztendlich geht es darum, die User auf der eigenen Website möglichst lange zu halten. Das klappt natürlich nicht unendlich und es klappt auch nicht immer, aber mit der Design-Schraube lässt sich viel bewirken – zum Beispiel durch ein an mobile Endgeräte angepasstes Design, das diese Endgeräte auch automatisch erkennt.
Schneller ist besser!
Ebenfalls wichtig: Die Geschwindigkeit der eigenen Website! Wenn sich eine Website zu langsam lädt, dann findet das nicht nur Google doof, auch das eigene Publikum wird schnell kritisch. Wer zu lange warten muss, der klickt weg und sorgt dafür, dass die Bounce Rate steigt.
Schnellen Seiten passiert das in der Regel nicht und deswegen ist „Site Speed“ nicht umsonst so extrem wichtig. Wer übrigens gern auf externe Websites verlinkt, sollte diese Websites immer in einem neuen Fenster oder einem neuen Tab öffnen lassen, denn nur so lässt es sich vermeiden, dass ein User als „abgesprungen“ gilt, wenn er oder sie das eigene Angebot über einen externen Link verlässt.
Am besten hält man sein Publikum übrigens auf der eigenen Seite, indem man wirklich den besten, interessantesten und nützlichsten Content bietet, den sich ein User wünschen kann. Wer mit der eigenen Website tatsächlich einen Vorteil schafft und bei seinen Leserinnen und Lesern nach der Lektüre eine Gefühl wie „Wow, das hat mir jetzt echt was gebracht!“ erzeugt, der hat schon gewonnen und muss sich über eine schlechte Bounce Rate in der Regel keine Gedanken machen.
Fazit
Für Google ist die Bounce Rate ein Rankingfaktor von vielen, für Webmaster sollte sie ein Indiz dafür sein, wie gut oder schlecht der eigene Content ist oder wie gut oder schlecht es um die Usability auf der eigenen Website bestellt ist. Letztendlich muss an beiden Schrauben gedreht werden: Qualitativ hochwertigster Content mit echten Mehrwerten und Vorteilen für die eigene Zielgruppe und eine Website, die auf allen mobilen Endgeräten einwandfrei funktioniert und wo der Content deswegen schnell, einfach und ohne Probleme erfasst werden kann – ohne scrollen, klicken oder wischen.
Meinungen und Feedback zu diesem Artikel sind mir sehr wichtig!
12 Kommentare zu "Leitfaden: Wie du die Bounce Rate deiner Website drastisch senkst"
1. Am 01.10.2014 schrieb Lars :
Naja, es ist ja immerhin herausgearbeitet worden, dass verschiedene Seitentypen verschiedene Absprungraten aufweisen. Was ganz normal ist. Warum ich dann also in jedem Fall die Absprungrate senken muss, leuchtet mir nicht ein. Wenn ich etwas suche und dann auch die richtige Information gefunden habe, ziehe ich meist weiter. Warum soll das automatisch bedeuten, dass die Seite, wo ich die Infos fand schlecht ist? Das kann natürlich immer der Fall sein, aber ich kann mit dieser strikten Schlussfolgerung dazu nichts anfangen, weil sie auch meinen persönlichen Erfahrungen widerspricht.
Okay, gute Inhalte, gute Bilder, ordentliche Strukturierung und Pagespeed – das gilt im Prinzip immer. Ob sich dadurch aber die Absprungrate gezielt und meßbar senken lässt, bleibt irgendwo im Nebel des Webgeschäfts verborgen.
2. Am 02.10.2014 schrieb Björn Tantau :
Hallo Lars,
auch wenn die Bounce Rate nur 20 Prozent ist – 15 Prozent kommt besser (und das sieht auch Google so).
Ziel muss also sein, die Bounce Rate immer weiter zu senken, bis zu dem Punkt, wo das nicht mehr möglich ist.
Dieser Punkt ist natürlich abhängig vom Genre, wie ich auch schreibe.
So halte ich es für unrealistisch, bei einer News-Seite eine Bounce Rate von 10 Prozent zu erreichen.
Wer mir ein Gegenbeispiel nennen kann, melde sich bitte :-)
Gruß
Björn
3. Am 01.10.2014 schrieb Christof :
Ich mache das sonst nicht, aber dieser Artikel von mir ergänzt den Abschnitt „Optimierung von Usability und Content“ ganz gut mit einigen Praxistipps speziell für Shop-Betreiber: http://www.netzaktiv.de/die-absprungrate-wie-diese-kennzahl-ihnen-bei-der-shop-optimierung-hilft/
4. Am 02.10.2014 schrieb Björn Tantau :
Hallo Christof,
danke für den Hinweis. Bin gespannt, ob meine Leser deinen Artikel auch gute Ergänzung sehen.
Gruß
Björn
5. Am 01.10.2014 schrieb Steven Broschart :
Hallo,
ein wichtiges Thema.
Ich denke, es ist schwierig, „Rankingfaktoren“ als solche noch isoliert zu betrachten. Sie stehen ja in den meisten Fällen doch in einer extrem wechselseitigen Beziehung zueinander. Wie schon richtig beschrieben ist eine hohe Absprungrate bei Blogs nicht unbedingt ein Zeichen schlechter Qualität. Aber nur dann, wenn die Onpage-Time auch lang genug ist, um die Inhalte wahrnehmen zu können. Und kann dann noch eine hohe Anzahl wiederkehrender Besucher registriert werden (Loyality), darf eine höhere Bounce-Rate eigentlich keine große Bedeutung mehr haben.
Auch andere erfolgreiche Websites, wie bspw. Wikipedia, werden von ihren Anwendern in dieser Form genutzt.
Schließlich könnte man auch so argumentieren, dass bei einer langen Betrachtung der Landingpage die Informationen nicht direkt gefunden werden, was wiederum für eine schlechte Qualität sprechen würde.
Die Berücksichtigung von realem Nutzerverhalten erscheint in jedem Fall vernünftig. Die entsprechenden Bewertungsheuristiken werden von Google ja auch zunehmend ausgebaut. Die Beobachtungen, die wir bei unseren Projekten gemacht haben, weisen allerdings in die Richtung, dass nicht immer auf alle denkbaren Bewertungsmechanismen zurückgegriffen wird (werden kann), sondern dass diese Kontext-sensitiv eingesetzt werden.
Steven
6. Am 02.10.2014 schrieb Björn Tantau :
Hallo Steven,
danke für deinen ausführlichen Kommentar!
Gruß
Björn
7. Am 02.10.2014 schrieb Lars :
Was ist nun das zwingende Argument, die Absprungrate gegen (theoretisch) Null zu senken? Was würde man damit erreichen?
Ich denke, dass das vom Sinn und Zweck der Webseite abhängig ist. Bei einer Landingpage ist es mir beispielweise doch auch egal, wie hoch die Absprungrate ist. Die kann bei 100% liegen – Hauptsache, die Leute klicken den CTA Button.
Auf anderen Sites kann ich tricksen und eine Artikelserie machen. Willst Du das Ende der Geschichte erfahren, klick und lies Teil 2. Zack ist die Absprungrate wieder etwas gesunken. Aber bis auf Google habe ich damit niemandem gedient.
Ich hoffe, es ist verständlich, worauf ich hinauswill.
8. Am 02.10.2014 schrieb Björn Tantau :
Hallo Lars,
na klar ist das verständlich. Aber wenn man mal all die Ausnahmen unberücksichtigt lässt, so haben viele Webmaster eine zu hohe Bounce Rate, die gesenkt werden muss. Sonst wäre das Thema ja nicht seit Jahren so akut.
Gruß
Björn
9. Am 03.10.2014 schrieb Die besten Online Marketing Tips aus dem Monat September 2014 | Das Unternehmer Portal :
[…] Björn Tantau hat sich Gedanken gemacht, wie man Besucher länger auf (s)einer Webseite verweilen lassen kann und damit die im SEO-Umfeld so wichtige Größe “Bounce Rate” (dt. Absprungrate) senken kann. bjoerntantau.com […]
10. Am 06.10.2014 schrieb Top 10 der Woche 40/14 – SEO-united.de Blog :
[…] Wie man die Bounce Rate einer Webseite senkt – Die Bounce Rate ist ein wichtiger Faktor innerhalb der mehr als 200 Rankingfaktoren, die Google für die Bewertung einer Website heran-zieht. Die Bounce Rate ist jedoch nicht entscheidend. Weiter… […]
11. Am 04.01.2015 schrieb Matthias :
Der Titel ist zwar etwas verwirrend (SEO-Optimierung?) es ist mehr eine allgemeine Beschreibung mit Hinweisen.
Wenn ich deine Bounce Rate für Blogs (70-98%) anschaue, liege ich mit den 66% bei meinem Blog doch gar nicht mal so schlecht.
Ich hatte bisher immer etwas „Bauchweh“ deswegen.
12. Am 04.01.2015 schrieb Björn Tantau :
Hallo Matthias,
66 Prozent sind meiner Erfahrung nach in der Tat kein schlechter Wert.
Glückwunsch also ;-)
Gruß
Björn